Wir sind langsam am Ende unseres Einsatzes mit den Zahnärzten ohne Grenzen in der Mongolei. Nur noch 1.5 Tage arbeiten. Die Zeit nagt an uns. Da so ein grosser Ansturm gestern war, hat die Klinik 60 anstatt den täglichen 50 Patienten Karten gegeben. Diese Karten sind die Eintrittskarten für unsere Behandlung. Zudem haben sich auch Menschen ohne Karte in die Behandlungszimmer geschlichen. Normalerweise haben wir pro Tag 50 Patienten behandelt. Wir machen ja nicht nur Kontrollen, sondern jeder Patient bräuchte eigentlich eine Grundsarnierung.
Jetzt haben wir gestern 62 Patienten behandelt und sind völlig müde gewesen. Aber einen Tag ist das ja machbar.
Heute morgen hiess es dann, dass wir wieder 60 Patienten behandeln sollen, weil wir die Patienten von gestern noch fertig behandeln sollen. Dieses stellt einen in einen starken Konflikt: Wir wollen helfen und jeder Mensch ist ein Einzelschicksal. Nur ein Patient mehr macht es ja nicht schlimm, aber irgendwann sind auch wir müde und die Qualität der Behandlung sinkt.
Stark kariöse Milchzähne bei Kindern in der Mongolei
Zusätzlich ärgern einen die stark kariösen Milchzähne immer mehr. Am Anfang war man geschockt, aber motiviert den Eltern das Putzen zu zeigen. Mit der Zeit nimmt dieses Motivation ab und man möchte den Kindern ihre Süssgetränke und Süssigkeiten beim Warten auf den Zahnarzttermin einfach wegnehmen und die Eltern anschreien, wie verantwortungslos sie sind. In den Momenten muss man kurz einatmen, lächeln und sich bewusst machen :
- Die Aufklärung zur Zahngesundheit ist einfach noch nicht so weit, wie in der Schweiz.
- In der Schweiz werden schon kleine Karies versorgt. Es kommt gar nicht zu so desolaten Gebisszuständen.
Wir werden uns also weiter anstrengen und auch die letzten Tage unser Bestes geben.
Vor dem Einsatz habe ich immer gedacht, dass zwei Wochen eigentlich viel zu kurz sind. Jetzt weiss ich, dass, wenn man, so wie wir im Akkord behandelt, zwei Wochen doch deutlich intensiver sind als zu hause zu arbeiten.